Mina Richman live in Hamburg 2024

Mina Richman live Hamburg Knust by Gérard Otremba Sounds & Books

Bald kein Geheimtipp mehr: Mina Richman gastierte am 27.03.2024 auf ihrer „Grwon Up“-Tour im Hamburger Knust

Text und Fotos von Gérard Otremba

Man kann sie gar nicht alle aufzählen, die Highlights des Konzerts von Mina Richman am 27.03.2024 im Hamburger Knust. Erfreulicherweise wurde der ursprünglich für die Knust-Bar geplante Auftritt aufgrund der erhöhten Nachfrage in den Saal verlegt. Wäre in der Bar dann doch etwas eng geworden und im Saal des Knust herrschte bereits während des 20-minütigen Supports von Being Anne, die letzte Woche ihre auch von Sounds & Books besprochene Debüt-EP „Thanks For Ruining My Summer“ veröffentlicht hat, beste Stimmung. Von ihr gab es feine Indie-Folkmusik zu hören, ein Talent, von dem sicherlich nicht nur bei uns zukünftig noch häufiger die Rede sein wird.

Eine magische Einheit

Being Anne beeindruckte das Publikum mit ihrer starken Stimme, ein Gut, das auch Mina Richman im großen Maße besitzt. In der Review zum am 15.03.2024 erschienenen Album „Grown Up“ erinnerten Richmans Vocals meinen Kollegen Werner Herpell an Größen wie Amy Winehouse, Brittany Howard (Alabama Shakes), Anna Calvi oder Joan Wasser (Joan As Police Woman). Vollkommen zu Recht, übrigens. Aber es ist nicht nur ihre Stimme, die Kritiker und Fans begeistern, es sind auch ihre prächtigen Songs, die sie mit ihrer Band, bestehend aus Gitarrist Friedrich Schnorr von Carolsfeld, Bassist Alexander Mau und Schlagzeugerin Lisa Türk,  live formidabel präsentierte. Blues, Soul, Rock, Folk und Indie-Pop gerieten zu einer magischen Einheit an diesem Abend und die Gäste im Knust gingen voll mit.

Kein Wunder, dass Friedrich Schnorr von Carolsfeld nach dem Gig von dem wohl besten der bisherigen Tour sprach. Ob die lässigen „Referee“ und „Something To Rely On“ zum Auftakt, oder die tanzbaren „Nearly The End“ und „Song Of Consent“ am Ende: Mina Richman – die wir auch mit einem Interview im Programm hatten – und ihre Band spielten zum Spaß aller inbrünstig und ausgelassen.

Mina Richman verliert nicht den Humor

Und mittig Richmans hinreißende Solo-Performance von „Baba Said“, ein Stück, das nach dem Tod der Iranerin Jina Mahsa Amini entstand und das Richman so lange aufführen will, bis das Regime im Heimatland ihres Vaters gestürzt ist. Sehr langer Beifall und erhobene rechte Faust Richmans nach dem Lied. Trotz der Ernsthaftigkeit ihrer Texte verlor die aus Bad Salzuflen (genau, die Stadt, die durch den beim Konzert anwesenden Bernd Begemann musiktechnisch bekannt geworden ist) stammende Songwriterin den Humor in ihren Ansagen nicht. Beispielsweise als sie erwähnte, im Teenageralter die „nischige Underground-Band Queen“ für sich entdeckt zu haben. Queen coverte sie nicht, stattdessen „50 Ways To Leave Your Lover“ von Paul Simon und mit Special Guest Shitney Beers den Cher-Klassiker „Believe“. Pop-Euphorie pur. Zum Schluss dann das zarte wie bewegende „The Woman I Am Now“. Klasse Konzert einer bald nicht mehr nur als Geheimtipp geltenden Musikerin.   

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